Guten Morgen !
Seit Tagen sichte ich Gunkls Programme, die mich in ausgedruckter Form kniehoch umzingeln.
Er tourt gerade durch Deutschland (Raum Kölln), ihr müsst also nicht unbedingt nach Wien kommen, um ihn live auf der Bühne zu erleben.
Und weil wir ja auch Leser haben, die nicht so gut hören, manche eben auch gar nix, finde ich es großartig, dass er seine Programme auch als pdf zur Verfügung stellt.
Also, holt euch schon Mal Kaffee und Tee, es geht gleich los.
Es folgt ein kleiner Auszug aus was *irrsinnig Langem*.
Licht aus !
Sylvia
Ich muß mich jetzt genug konzentrieren,
damit ich diese quasimetasprachliche Geschichte halbwegs glaubwürdig und nachvollziehbar auf die Bühne stell´.
Ein irrsinnig kompliziertes Programm
Schönen Abend, ich verrat Ihnen gleich jetzt, wie’s ausgeht; ich werde sterben, und Sie werden sterben, die Sonne wird irgendwann aufhören zu scheinen, und das Universum wird später in sich zusammenstürzen. – Und zwar auf einen einzigen Punkt ohne räumliche Ausdehnung. Die Wissenschaft nennt diesen Zustand ( daß das Gesamte Universum in einem Punkt versammelt ist) Singularität. –
Müssen Sie sich nicht merken, kommt nicht so oft vor. Das gesamte Universum in einem einzigen Punkt, ohne räumliche Ausdehnung. Also, wenn Sie zwei Rasierklingen so im rechten Winkel mit den Schneiden ganz vorsichtig aneinanderhalten, – der Punkt, an dem die beiden Klingen einander berühren, ist unendlich groß, verglichen mit dem Punkt, in dem dann das ganze Universum ist. – Und wirklich das ganze Universum. Also alles. Bis auf die Zwischenräume. Aber sonst das gesamte Universum. Da hört es sich mit der Grundstücksspekulation natürlich auf.
Das gesamte Universum – Zack! Das ist also eine Theorie. Es gibt auch die Theorie, die besagt, daß das Universum im großen und ganzen so bleibt, und sich um den Verlust unserer Sonne nicht weiter kümmert, es gibt ja genügend andere Sonnen im Universum, das hängt dann so im Raum, dämmert durch die Ewigkeit und hat wahrscheinlich gar nicht bemerkt, daß unsere Sonne irgendwann verkokelt ist. Das ist eine andere Theorie, also kurz gefaßt. Eine dritte Theorie besagt, daß das Universum expandiert, und sich irgendwann verflüchtigt, wie Darmluft in den Forsten, also ein Schas im Wald. Welche Theorie zutrifft, darüber streiten die Wissenschafter noch.
( Lichtwechsel – enges Licht)
W1: A statisches Universum! – Daß i net loch! I maan du muaßt wo augrennt sie! Haums bei dia daham iwat Nocht de Tiasteck vasetzt? Du hätt`st beim Gallilei woascheinlich sogoa nu untazundn!
W2: Jo, i waß scho! Jetzt kummt wieda da Herr Gut mit seiner Berechenbarkeit philosophischer Grundparadigmen! Alles vergeht! Wos setzt du in deine Formln ei? Host du de Zoin ausn Glückstopf, liest du de vom Gaszöhla o, oda nimmst du do Gebuatsdatn aus deina Vawauntschoft?!
(Lichtwechsel zurück)
So stell ich mir vor, daß Wissenschafter streiten. Es gibt also verschiedene Theorien darüber, wie´s endgültig ausgeht, mir ist ja die Version mit dem winzigen Punkt – wer will, kann jetzt “Singularität” dazwischenrufen – am sympathischsten, weil da ist dann freie Platzwahl, weil wenn das Universum auf einen einzigen Punkt zusammengestaucht ist, das sieht man von der hintersten Reihe genausogut, wie von ganz vorne. Das mit der Sonne ist aber fix, das ist ausgemacht. Es gibt ein stellares Ablaufdatum, da hilft dann auch kein Umpacken mehr, oder, daß man so Sachen draufschreibt, wie “Prima Letschogemüse!” die ist dann eben hin.
Ja, und das Sterben. Das war wahrscheinlich ein bisserl ungeschickt von mir “Ich werde sterben, und Sie werden sterben” , das wirft so ein bisserl einen Schatten, es hilft wahrscheinlich auch nix, wenn ich jetzt sag´ “Nein, Sie werdn eh net sterben!”, Das hilft nix. Aber man kann sich auf den Tod vorbereiten, am Abend das Licht früher abschalten, oder in der Früh ein bisserl länger liegenbleiben oder so, man kann sich auf den Tod vorbereiten, aber man muß nicht, also Sie müssen jetzt keine Angst haben, daß, wenn Sie sich auf den Tod nicht vorbereitet haben, daß Sie nach dem Sterben nur scheintot sind, oder bei Athletico Abgang auf dem Reservebankerl sitzen, vom Resultat her kann man da nichts falsch machen. Wer will, kann damit rechnen, wiedergeboren zu werden. Das geht ganz einfach, man rechnet eben damit, wiedergeboren zu werden. Man sagt sich: ” Es ist der Mensch nur eine Hülle und klebt außen an der Fülle!” Und irgendwann ist diese Hülle durch täglichen Gebrauch eben verschlissen und unbrauchbar geworden, und die Fülle, nämlich die Seele steigt in eine Warteschleife und wird dann wiedergeboren.
Es gibt ja Menschen, die behaupten, die Seele sucht sich dann aus, wo sie wiedergeboren wird. Ich kenn´ so ein paar, die sagen: ” Jede Seele kommt dort wieder zur Welt, wo sie sich´s ausgesucht hat!” Die fahren im Urlaub immer in Hungergebiete und suchen sich dort dann das allererbärmlichste Kind aus, dann stell´n sie sich im Halbkreis vor dem Kind auf und sagen : ” Du bist ein fester Trottl!” . Für einen Kurzurlaub oder ein verlängertes Wochenende fahrn´s in ein Frauenhaus.
“Der Tod ist nichts Endültiges!” sagen ja viele. “Der Tod ist nichts Endgültiges!” , Na, fein, dann ist Haarausfall das einzige endgültige Ereignis im Menschenleben. Das kann man, glaub´ ich verkraften. Haarausfall ist ja auch kein Elementarereignis. Bei den menschlichen Elementarereignissen – also Geburt, Gattenwahl, und Tod – kommt zur Nachbearbeitung immer die gesamte Verwandtschaft zusammen, unter der Schirmherrschaft der ortsansässigen Religion. Und dafür ist Haarausfall auch ein bißchen zu schleichend. Außerdem gibt es, glaub´ ich, in keiner Religion ein extra Sakrament für Haarausfall. “Letzte Ölung” hab´ ich mich erkundigt, hat nichts damit zu tun, daß Pomade ab heute nicht mehr nötig ist. “Letzte Ölung” das ist ….. schade fast wären wir jetzt dem Tode entronnen, jetzt hätten wir fast die Kurve gekriegt, und schon wieder grinst der Sensenmichl um´s Eck.
Wahrscheinlich bekommen Sie jetzt den Eindruck, ich wäre todessehnsüchtig, das stimmt aber gar nicht, im Gegenteil, ich leb´ ausgesprochen gern. Wirklich. Ich könnt´ oft stundenlang so ……also auch im Kontakt mit anderen Menschen. Das war ja nicht immer so, ich war früher eher ein verschlossener Mensch, zwischen achtzehn und einundzwanzig Jahren hab´ ich zum Beispiel überhaupt nicht gesprochen, mein einziger Kontakt zur Außenwelt war Briefschach. Mehr Kommunikation, hab´ ich geglaubt, muß nicht sein. Und bei diesen Briefschachpartien bin ich an einen Psychotherapeuten geraten, mit dem hab´ ich dann ungefähr zehn Partien gespielt, und dieser Psychotherapeut war ein leidenschaftlicher Briefeschreiber, ein mittelmäßiger Schachspieler und ein ganz schlechter Verlierer. Und er hat mir dann in einem Brief geraten, daß ich das mit dem Briefschach bleiben laß´ und ich mich dem Leben stellen soll. Ich hab mir gedacht: “Gut, der ist Psychotherapeut, der wird sich mit so Sachen auskennen, fang´ ich am besten gleich an.” Und ich hab´ ihm einen Brief geschrieben, mein erster Brief, in dem nicht nur “Läufer E4″ oder sowas steht, in dem Brief hab´ ich ihm geschrieben, daß er wahrscheinlich recht hat, und daß ich mich jetzt dem Leben stellen will. Und daraufhin hat er mir eine Rechnung geschickt, über 4000,- Beratungshonorar.
Ich hab das bezahlt, weil ich mir gedacht hab´ , da hab´ ich gleich was ganz wichtiges gelernt, nämlich: Schlechte Verlierer sind auch schlechte Gewinner.
Fortsetzung folgt
Herrlich.
Wortgewalltig, hintersinnig, um die Ecke gedacht.
Falls der Gugle mir eine Eule malen würde, würde ich mich darüber sehr freuen.
Ich frag ihn nächste Woche, da ist er wieder da. Er kann recht witzig zeichnen, hat ja eine Grafiker Ausbildung gemacht.
Aber heißen tut er Gunkl, wahlweise Dr. Günther Paal (wobei der Dr. erfunden ist, wie seine Programminhalte allesamt auch) und er ist in Österreich bekannt als *Experte für eh alles*, es gibt jeden Donnerstag im Fernsehen eine Sendung mit ihm, den *Donnerstalk* mit Alfred Dorfer & ihm. Alfred Dorfer ist auch sehr gut.
Irgendwo haben sie über ihn geschrieben: ” …. er ist ein Mensch, der 10 Minuten über einen Sachverhalt reden kann, über den ein anderer nicht mal 1 Sekunde nachdenken würde.”