Wie ich auf meinem Weblog schon berichtete, ist meine Mammutübersetzung der Hortorum Libri IV – der vier Bücher über Gärten – von René Rapin seit kurzem fertig. Das Buch wird im Januar oder Februar als zweisprachige Ausgabe erscheinen. Der lateinische Text ist in der Bibliotheca Augustana zu lesen.
Rapin fand neben seinen Aufgaben als Ordenspriester und Gymnasiallehrer noch Zeit, in lateinischer Sprache, im Stile Vergils, zu dichten. Die Bücher über den Gartenbau entstanden als Antwort auf Vergils Bücher vom Landbau (Georgica) und beschreiben einerseits in klassischem Latein den barocken Gartenbau, sowohl das Aussehen wie die Arbeitsmethoden (und spannenderweise auch solche Dinge wie die erste hydraulische Pumpe – eine echte Anforderung in einer Sprache, die hierfür keine Wörter kannte). Andererseits schweift Rapin immer wieder in mythologische Gefilde ab. Dabei erfindet er, wie in seiner Zeit üblich, Sagen, die nur scheinbar antik sind, übernimmt aber auch viel von antiken Autoren, kleidet es nur in eigene Worte.
Die Entstehung der Rose aus einer kriegerischen Königin ist tatsächlich eine antike Sage, die Rapin besonders schön ausmalt.
Das Gerücht behauptet – zu Unrecht – sie sei aus dem Stamme
Der Amazonen. Doch Griechin war sie, Gesetze gab sie
Dem Zweimeerland Korinth; ihr Ruhm flog durch griechische Städte
Durch ihr Verdienst. Schon verlangte ganz Achaia die Nymphe
Und verlangte nach Königen aus ihrem hohen Geblüte.
Vor allen anderen aber gingen der Krieger Halesus
Und der Isissohn Brias, der seiner Geburt sich rühmte
Aus dem siebenarmigen Nil; mit seiner Doppelaxt kam auch
Arcas und legte den Lorbeer und seine Kriegstrophäen,
Die er siegreich auf Thebens Gefilden zuhauf errungen
Hatte, in der nämlichen Hoffnung zu Füßen der Fürstin.
Diese aber war eitel (die Eitelkeit kam von der Schönheit),
Sagte: Erlangen dürft ihr mich nicht durch diese Künste,
Denn um mich muß man kämpfen, nicht bitten. – Und sie erträgt nicht,
Jene Beharrlichen anzuhören, und führt die Menge
Und die bewaffneten Ältesten mit sich und schlüpft in den Tempel.
Denn ein Tempel, geweiht dem Sonnengott und seiner Schwester
Stand dort. – Die ganze Menge folgt ihren Schritten, zum Altar
Kommt die Jungfrau und fleht zur Göttin um Schutz ihrer Reinheit.
Sieh aber, wutentbrannt laufen herbei so Halesus wie Arcas
Und der Isissohn Brias, und ein großer Teil ihrer Leute,
Sie erbrechen die Türen, es kommt zum Kampf, und inmitten
Tausend Waffen widersteht sie mit ihrem ganzen
Volk, die Königin glüht vor Begeistrung, verjagt die Freier.
Hatte nun ihre Kühnheit gepaart mit Keuschheit den Augen
Größeres Feuer hinzugefügt, oder war ihre Schönheit,
Die Rhodanthe völlig umfloß, in Waffen gestiegen -
Da sie mit glutvollen Augen in herrlichem Licht erstrahlte,
Staunte das Volk, und alle schrieen laut, eine Göttin
Solle Rhodanthe sein, hinweg mit den großen Bildern
Der Diana; sie stellten auf den Altar die Fürstin,
Warfen Diana fort. Das Unrecht, das seiner Schwester
Zugefügt war, bewegte des Bruders Gemüt, und rasend
Schleuderte Phoebus schräge fallenden Lichtes Strahlen,
Die verletzte Gottheit zu rächen. Durch dieses Leuchten
Fühlt Rhodanthe erstmals vor ihrer Göttlichkeit Abscheu,
Denn ihr Fuß wird gefesselt an den Altar und haftet
An den Stein durchdringenden Wurzeln. Schon treibt sie grüne
Zweige, ringt ihre Hände. Mutlos und schwach ist sie, aber
Noch eine Königin; schicklich ist selbst die Art der Verwandlung.
Schöne Blume ist sie, die einst so schöne Rhodanthe.
Glücklich wäre sie, hätte man nie der göttlichen Ehren
Oder so großer Liebe sie für würdig befunden.
Aber das Volk, das wegen Dianas verletzter Hoheit
In ein schreckliches Dornengestrüpp verwandelt wurde,
Ist bereit, die Fürstin mit spitzen Geschossen zu schirmen.
Brias wird zum Würmchen, Arcas zur Hummel, Halesus
Wird zum Schmetterling, und sie bewahren die erste Liebe
Zu der Blume, umschmeicheln die Rose durch häufiges Fliegen
Unaufhörlich im Wettstreit, umkreisen die Duftende täglich.© der Übersetzung: Claudia Sperlich
Tolle Leistung. Gratuliere. Respekt.
Bin schon gespannt, wie das Buch aussehen wird.
Wer hat denn die Gestaltung gemacht ? Du ?
Die Gestaltung macht jemand anders; sie wird vermutlich “schlicht und edel”.