Grottenschlecht, grottendoof oder schlicht grottig: Die Schmähung der Grotte ist alltäglich geworden. Dagegen empört sich der Liebhaber historischer Gartenanlagen! Grotten sind eine Kunstform der Gartenarchitektur, künstlich angelegte oder auch natürliche, aber künstlerisch bearbeitete Höhlen. Im Barock, der großen Zeit der formalen Gartenanlagen und der Mythologiebegeisterung, legte man gerne aufwendige Grotten an, die in neuzeitlicher Verspieltheit scheinbar dem Neptun oder der Venus oder anderen Gottheiten geweiht waren.
Die natürliche Höhle, in der Bernadette Soubirous ihr eindrucksvolles spirituelles Erlebnis hatte, wurde mit dem süßlichen Pathos des 19. Jahrhunderts zur Grotte gestaltet, und nach ihrem Vorbild wurden weitere Mariengrotten geschaffen.
Grotten sind also nichts Schlechtes (auch wenn man im Falle der Mariengrotten mit künstlerischen Verirrungen rechnen muß), nichts per se Doofes. Die Grottenfeindschaft, die aus der verächtlichen Nutzung des Wortes spricht, gilt es zu bekämpfen!
Gelten lasse ich nur die Zusammensetzungen grottenalt, grottendunkel und grottenkalt. Denn das sind Grotten natürlich immer. Aber alt, dunkel und kalt sind ja keine grundsätzlich schlechten Eigenschaften.
Ich mag Grotten gerne.
Vor allem ist die Salzgrotte in Schwäbisch Hall sehr schön zum Entspannen.
Und wenn’s sogar eine Kunstform in der Gartenarchtiektur ist, dann fehlt da ja gar nix.