Wir – schwierig

(…) Ich als Paartherapeut. Das ist sicher lustig; ich hab Recht! Sie sagen mir Ihr Problem, und ich sage Ihnen, worin Ihr Irrtum dabei besteht. Seien Sie enttäuscht! Das schafft Klarheit! Das Enttäuschende an Enttäuschungen ist halt, daß die Täuschung, die da geentert wird, immer schöner ist als die Klarheit, die dann vorliegt. Wenn das, was man nachher weiß, besser ist als das, was man angenommen hat, dann ist man nicht enttäuscht.

Wir gehen immer davon aus, daß die Welt schlechter ist, als wir annehmen. Und wenn unsere Annahme widerlegt wird, und wir sehen, wie es wirklich ist, nämlich so schlecht, wie es ist, dann sind wir enttäuscht. Wenn’s besser ist, dann haben wir nicht einmal ein Wort dafür. Überrascht sind wir auch, wenn’s halt nur anders ist, das muß nicht besser oder schlechter sein, das genügt, wenn’s anders ist. Wenn’s schlechter ist, sind wir enttäuscht, wenn’s besser ist, haben wir dafür nicht einmal einen Namen. Was haben wir für ein Weltbild? Liegt das an der Welt oder liegt das an uns? Es liegt natürlich an uns.

Das ist ja in anderen Sprachen ja anders. Im Deutschen ist man enttäuscht und räumt damit ein, daß man sich eben getäuscht hat. Im Englischen ist man disappointed. Kühn! Ein Appointment ist eine Übereinkunft; da hat man sich etwas ausgemacht, einen Termin; zu einem gewissen Zeitpunkt ein bestimmtes Ereignis, und das hat die Gegenseite nicht eingehalten. Das ist ein völlig anderes Bild; ein Disappointment ist ein Vertragsbruch, den die Welt begangen hat, eine Enttäuschung ist das Eingeständnis eines Irrtums, den ich begangen habe.
Irgendwie paßt das so gar nicht zu uns. Weder zu den Deutschen noch zu den Österreichern. Zu den Deutschen nicht, weil sie sich nicht gerne irren, und zu den Österreichern nicht, weil sie es nicht gerne zugeben. (…)

Aus Gunkls Programm *Wir – schwierig*

Sylvia

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4 Antworten auf Wir – schwierig

  1. tmp sagt:

    Ziemlich genial… :razz:

    Ich bing erade enttäuscht, weil mein ehemaliger Internet-, TV- und Telefon-Provider nicht einsehen will, dass er von mir KEIN Geld mehr zu bekommen hat. Stattdessen habe ich seit eindreiviertel Jahren sein (Scheiss)-Inkasso-Unternehmen am Hals, das sich scheinbar einen tierischen Spaß daraus macht, mir fruchtlose Briefe zu schreiben…
    Im letzten heißt es heute..:

    “Sehr geehrter Herr “tmp”,

    die von Ihnen genannte Zahlung konnte bisher nicht verzeichet werden.
    Wir bitten Sie deshalb, uns eine Fotokopie des Einahungsbeleges bis zum 01.07.2012 zur Prüfung zu übersenden. Bitte stellen Sie gleichzeitig bei Ihrem Kreditinstitut einen Nachforschungsantrag und teilen Sie uns das Ergebnis mit.” :shock:

    Bis auf die Interpunktion stimmt hier nichts… :cool:
    Ich habe vielmehr schon vor eineinhalb Jahren klargemacht, dass ich nichts bezahle, was ich nich bekommen habe, und ich bin im Recht. Das wissen diese Inkasso-Fuzzis ganz genau… Also was soll das..?? :evil:

    Ich dachte, die hätten es inwischen kapiert… :sad:

  2. tmp sagt:

    Nach Herrn Gunkls Ausführungen bin ich also nicht nur Deutscher, sondern – zumindest im Geiste – auch Österreicher..!! :cool:
    Ja, wer sagt´s denn… :razz:

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