Geld regiert die Welt, aber …

… momentan scheint ihm etwas anderes die Weltherrschaft entreißen zu wollen.

WIe könnte die Welt ohne Geld aussehen ?

Heute zu Mittag gab’s in Radio Wien ein Interview mit Herrn Hörmann, einem Professor der Wirtschaftsuni Wien und seine Ansätze sind lesens-und hörenswert.

Hier geht’s zum Text und unten findet ihr das Gespräch zum Nachhören.

Sylvia

Irgendwie passt das auch zu den Shaolin … find ich zumindest. :grin:

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2 Antworten auf Geld regiert die Welt, aber …

  1. Die Grundidee der Tauschringe ist ja nicht neu; auch Freigeld ist nicht Hörmanns Erfindung.
    Die ursprüngliche Erfindung “Metalldingens statt Ware als Vereinfachung des Tauschhandels” ist zunächst nicht böse, sondern praktisch.
    Wenn ich z.B. einen Sack Mehl habe und brauche dringend ein Schaf, und Münzen sind noch nicht erfunden, so muß ich jemanden ausfindig machen, der 1. ein Schaf loswerden will und 2. einen Sack Mehl braucht. Wahrscheinlich gibt es viel mehr Leute, die nur eine der beiden Bedingungen erfüllen. Zum Glück haben kluge Phönizier die Lösung gefunden: genormte Metallstücke dienten als Wertbon. Damit werde ich unabhängig von dem Zufall, daß jemand zugleich etwas hat, was ich brauche, und etwas braucht, was ich habe. Ich kaufe dem Schäfer, der keinen Sack Mehl braucht, ein Schaf ab, der Schäfer kauft sich dafür etwas, was er von mir nicht haben könnte, und jemand anders, den das mit dem Schaf gar nichts angeht, kauft mein Mehl.
    Übel wurde es, als der Zins erfunden wurde. Da fing dann das Geld an zu “arbeiten”, und weil es das natürlich nicht wirklich tut, muß die Arbeit von Leuten, die damit nichts zu schaffen haben, herhalten. Das Zinswesen hat Unterbezahlung zur Folge. Deshalb wäre Freigeld sinnvoll.

    Blöd ist nun, daß das Zins- und Bankenwesen so übermächtig ist. In dem Augenblick, wo ein Staat auf Freigeld und Tauschringe umsattelt, geschähe dies:

    Da kein Staat völlig autark ist, sondern auf Importe angewiesen, müßte der Hauptimporteur jenes Freigeld-Staates ebenfalls ein Freigeld-Staat sein. Das ist für die Anfangsphase des Freigeldes, wenn es je eingeführt würde, illusorisch. Lassen wir die Illusion aber zu, so haben wir jetzt zwei Freigeldstaaten, die miteinander Handel treiben. In dem Augenblick aber, wo der Übermacht der anderen Staaten demonstriert wird, daß da zwei Staaten sich von der gewohnten Geldordnung abkoppeln, wären diese beiden Staaten in akuter Gefahr. “Die machen unseren schönen Kapitalismus kaputt! Macht kaputt, was euch kaputt macht!” wäre der Schlachtruf der übrigen Welt.

    Oder der eine Freigeldstaat verzichtet auf jeden Außenhandel. Das geht nur bei absoluter Autarkie; Rohstoffe von Übersee wären auf diese Art lange Zeit unmöglich – und blöderweise macht man aus solchen Rohstoffen z.B. Computer und medizinische Apparaturen und allerhand, was in den Unis rumsteht.
    Bedürfnisse schwerkranker Menschen – moderne Rollstühle, Pflegebetten, Hilfsmittel aller Art – wären nur noch auf sehr geringem Level erfüllbar.

    Hörmann hegt durchaus romantische Vorstellungen von Urvölkern, “edle Wilde” in arkadischer Bedürfnislosigkeit. Für einen nach C4 besoldeten Professor ist das sicher eine hübsche Vorstellung, “Reiche haben Armut gern”, heißt es bei Kästner, aber ich teile sie nicht.
    Daß übrigens mehr Freizeit unbedingt zu mehr Wissbegier führt, ist m.E. längst widerlegt. Wir haben in Deutschland und Österreich heute unglaublich viel Freizeit, verglichen mit 1848. Aber das Arbeiter-Ideal, sich nach der harten Arbeit noch um Bildung (Lesen, Schreiben, Vortrag hören) zu kümmern, mit dem Schlachtruf “Wissen ist Macht”, das ist von damals, nicht von heute. Und auch damals kam ihm wohl kaum die Mehrheit der Arbeiter nach (auch da stimmt die Mär vom edlen Wilden nicht).

    Pardon, da ist jetzt der Kommentar um einiges länger als der Artikel. Aber ich stehe dazu.

  2. Sylvia sagt:

    Danke für den ausführlichen Kommentar, der mir sehr gefällt.

    Er spricht in seinen Ausführungen ja mehrere Themenkreise an, zum einen die Situationsanalyse, die ich sehr interessant finde und soweit ich das halt beurteilen kann, ist die auch schlüssig.
    Wobei nicht alles, was schlüssig ist, auch stimmen muß.

    In einer Sendung auf NDR geht aber auch Herr Dirkmüller d’accord mit ihm, in den Bereichen, wo es um den Mechanismus der Gelderzeugung geht.

    Ob seine Visionen jetzt genauso stattfinden können oder werden, weiß ich nicht, und er räumt ja selber ein, dass die Praxis immer Parameter einspielt, die, weil sie halt Parameter sind und somit variabel, nicht eingeschätzt werden können.

    Das wirft er der Finanzmathematik vor, die Zusagen macht über Ereignisse (Vorhersagen) (wie Zinsen z.B.) , die per se nicht feststehen.

    Man könnte jetzt stundenlang debattieren, was ich auch total interessant finde, wo und wie das Modell von Herrn Prof. Hörmann umsetzbar ist.

    Mir gefällt einfach die Idee, mal einen anderen Blick auf die Wirtschaft und das Werteschema der Gesellschaft zu werfen, dass eben andere Werte wie Geld und Besitz die Listen anführen könnten, nach denen “Mensch” bewertet wird.

    Mir gefällt auch die Idee der gemischten Arbeit, zwei Tage da, drei Tage dort und zwischendurch sonstwo. Das muß sich natürlich jeder selber einrichten, aber vielleicht wär das leichter, wenn der Fischschwarm beschließt die Richtung zu ändern ?

    Er hat sehr viele Ansätze, die auf alle Fälle überdenkenswert sind, weil sie eben nicht nur die große Struktur betreffen, sondern ein bissi was darf gleich mal in die persönliche Lebensgestaltung einfließen.

    Vielleicht ist das aber auch eine Stilfrage, wie man leben möchte, manchen wird das gar nicht gefallen, z.B. zwei Tage dort, einen Tag da zu arbeiten und den Rest seiner Zeit für allgemeine Projekte zur Verfügung zu stellen.

    Ich wär schon der Typ dazu.

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